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Die Google Privacy Sandbox: Sand ist kein solides Fundament für Datenschutz

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Google möchte zum Unternehmen werden, das Datenschutzregeln einhält. Deshalb wurde der Begriff der Privacy Sandbox erdacht. Was sorgt in diesem Sandkastenspielplatz eigentlich für die Privatsphäre und warum jetzt erst? Ist Sand überhaupt der richtige Rohstoff für ein solides Fundament?

Einleitung

Die Privacy Sandbox von Google soll personenbezogene Daten schützen. Wahrscheinlich möchte damit Google vor allem Ihre und meine Daten vor dem Zugriff durch andere schützen, nicht aber vor Google selbst. Dieser Schutzwunsch entstand bei Google nicht aus moralischen Gründen, sondern weil Cookies als geächtet gelten.

Das war die Motivation für eine Idee namens Google FloC. FloC steht für föderiertes Lernen von Interessensgruppen. Google wollte damit Cookies abschaffen, hat aber vergessen, dass im Gesetz gar nicht die Rede von Cookies ist. Vielmehr thematisiert die ePrivacy-Richtlinie, aus der der § 25 TTDSG hervorging, den Zugriff auf Endgeräte.

Cookies sind nur eine Form solcher Endgerätezugriffe. Wenn Google über den Chrome Browser auf Ihrem Endgerät Interessensgruppen abspeichern möchte, ist dies ebenfalls ein Zugriff, nur eben ohne das technische Konstrukt, welches Cookie genannt wird.

Nachdem FloC als gescheitert betrachtet wurde, kam Google Topics als Nachfolger. Topics sind noch in Entstehung, werden aber mit dem Etikett der Privacy Sandbox vermarktet.

Was ist die Privacy Sandbox von Google?

Was genau Google damit meint, weiß ich nicht. Ich kann nur einige Konzepte darstellen, von denen ich glaube, dass Google meint, diese wären datenschutzfreundlich.

Third Party Cookies müssen weg

Zum einen möchte Google die Third Party Cookies abschaffen. Das klingt erst einmal gut. Jedoch sind dies „nur“ alle Cookies, die nicht von Google stammen. Gut für den Ausbau eines Monopols, schlecht für alle Wettbewerber des Monopolisten. Third Party ist also jeder, der ungleich Google ist. Für den Webseitenbesucher ist Third Party aber eigentlich jeder, der ungleich dem Betreiber der besuchten Webseite ist. Mist, da haben viele wohl was falsch verstanden. Gut, dass es eine höhere Instanz gibt, die uns hier hilft, alles richtig zu sehen.

Welche Cookies genehm sind und welche nicht, entscheidet also Google. Warum lassen Sie nicht gleich Google über Ihr Leben entscheiden? Ach so, das machen viele Menschen ja schon. Jedenfalls indirekt. Denn durch personalisierte Werbung wird irgendwann fast jeder beeinflussbar. Siehe Cambridge Analytica oder sonstige Wahlwerbung, aber auch einfache Suggestion von Produkten und Marken.

Apple hat es mit Facebook genauso gemacht. Apple-Nutzer werden wohl seit einiger Zeit gnädigerweise gefragt, ob Sie möchten, dass ihre Daten an Facebook geschickt werden. Das fand Facebook nicht lustig. Apple hingegen späht Sie weiterhin aus, etwa mit der AAID (Apple Advertising ID).

Nur wenige Ihrer Interessen werden weitergegeben

Google Topics kennt Sie besser als jeder andere Mensch. Jedenfalls wird das so sein, wenn einmal in Ihrem Chrome Browser mehr als 50 Ihrer Zielgruppenzugehörigkeiten gespeichert wurden. Es gab mal eine Studie, wonach jede Person weltweit durch Kenntnis von deren 30 Likes (etwa auf Facebook) von anderen Personen unterschieden werden kann. Die Kenntnis von (meine ich mich zu erinnern) 50 oder mehr Likes macht eine Person vorhersehbarer als es für deren Eltern oder Partner(in) möglich ist.

Deshalb möchte Google nur drei der zu Ihnen ermittelten Topics, also Interessen, an Werbetreibende mitteilen. Jedenfalls bei einem Aufruf einer Webseite. Über die Zeit kommen da schon mehr Topics über Sie zusammen.

Gut, dass es keine Interessensgebiete gibt, die Ihnen mal auf die Füße fallen könnten. Ihre Religionszugehörigkeit, sexuelle Orientierung oder auch die Information über Haustiere sind sicher unkritisch und völlig uninteressant für Werbetreibende oder Einbrecher. Wer will schon wissen, ob Sie (k)einen Hund haben, wenn die nächsten Einbrüche geplant werden. Für Promis könnte es übrigens problematisch sein, wenn jemand weiß, dass diese eine Vorliebe für Gurkensalat haben. Es ist zwar recht unwahrscheinlich, aber wer Feinde hat, die ganz böse sind, der wird möglicherweise Angst haben, dass der nächste zufällig kredenzte Gurkensalat vergiftet ist. So ganz abwegig ist diese Konstruktion nicht, zumal auch Abstufungen des Bösen möglich sind. Manchmal sollen ja auch Geheimdienste Dinge planen, auch in Deutschland.

Nur Google kennt den Personenbezug

Wie genau Topics funktionieren, erschließt sich mir noch nicht. Es ist aber davon auszugehen, dass Google nicht weniger Informationen, sondern eher mehr Angaben zu Ihnen erhalten wird als alle anderen.

Ein Glück ist Google genauso solide wie der Sandspielplatz, auf den Google sein Privatgehege für Ihre und meine Daten errichten will.

Ihr Rechner ist Google's Rechner

Dank Google dürfen Sie bald Teil einer Auktion werden und Ihre Computerressourcen dafür bereitstellen, dass Werbetreibende Sie bestmöglich beeinflussen können.

Ihr Google Chrome Browser ist der perfekte Ort, um Sie besser kennenzulernen. Schön, dass Sie keinen anderen Browser nutzen. Es gibt ja auch gar keine anderen Möglichkeiten, und wenn doch, dann ist es viel zu kompliziert, einen anderen Browser zu installieren oder gar die Startseite von google.de auf duckduckgo.com oder ecosia.de zu setzen.

Hören Sie auf zu denken und lassen Sie Google, Facebook und Instagram über Ihr Leben entscheiden.

Schon bald sind Sie so glücklich wie die Menschen, die auf dem Raumschiff den ganzen Tag auf Liegen mit Monitoren vor ihrem Gesicht verweilen, um nachts auf einer anderen Liege Platz zu nehmen. Siehe Wall-E – Der letzte räumt die Erde auf.

Nachdem Sie in Ihrem Browser besser kennengelernt wurden, dürfen Sie Ihren Browser als Ort einer Echtzeitauktion für Werbeplätze auf der von Ihnen gerade besuchten Webseite bereitstellen. Wie gut, dass das keinen Strom extra kostet, bei den hohen Energiekosten heutzutage. Dann lieber schnell noch ein mobiles Endgerät von Google gekauft, damit die Energiekosten runtergehen und das gegenseitige Kennenlernen zwischen Google und Ihnen reibungsloser abläuft.

Nachdem ein Auktionsgewinner feststeht, der den höchsten Werbepreis für eine Anzeige bezahlt (wahrscheinlich an Google), dürfen Sie die Ehre genießen, die Werbung des Gewinners der Auktion, die auf Ihrem Computer mit Ihnen als Werbeopfer stattfand, auf der von Ihnen geraden besuchten Webseite anzusehen.

Diese Werbung wird Ihnen helfen, sich zukünftig bei der nächsten Wahl für die richtige Person oder Partei und beim nächsten Einkauf für die richtige Marke oder das beste Produkt zu entscheiden. Auch Ihre Meinungen können so geradegerückt werden.

Fast niemand bekommt von Google Auskunft über Ihre Daten

Wie der Google Transparenzbericht nahelegt, gibt es nur ganz wenige (nämlich einige Tausend; Ironie) Gesuche von Geheimdiensten usw., die sich für Ihre Daten interessieren. Hier eine Statistik aus diesem eben genannten Transparenzbericht:

Auskunftsgesuche an Google zu Ihren Daten. Quelle: Google Transparenzbericht. Link: Siehe oberhalb der Statistik.

Die Balkenteile in roter Farbe stehen für „Andere rechtliche Ersuchen", die in blauer Farbe für „Alle Ersuchen“. Wissen Sie jetzt endlich, was gemeint ist? Vielleicht wird es klarer, wenn Sie wissen, dass die gelbe Farbe für „Ersuchen um Offenlegung in Notfällen“ und die grüne Farbe im Diagramm für „Ersuchen um Aufbewahrung“ steht. Waren Sie etwa der eine, der Google gebeten hat, Ihre persönlichen Daten länger aufzubewahren?

Zum Glück wurden nur etwas mehr als 70 % aller Auskunftsgesuche von Google beantwortet (gemessen am Durchschnitt ab dem Jahr 2018). So können Sie fast sicher sein, nicht Gegenstand eines Verfahrens von über Sie erfragten Daten gewesen zu sein (womöglich haben Sie selber ja die Anfrage gestellt und nicht ein böser Geheimdienst).

Fazit

Eine gute Nachricht zum Schluss: Es geht bergab mit Google. Wir müssen diese Ausspioniererei möglicherweise nicht mehr so lange ertragen, jedenfalls nicht durch Google.

Sie können diesen Prozess beschleunigen, indem Sie den Chrome Browser nicht mehr nutzen und Werbeblocker wie uMatrix in Ihrem Firefox Browser installieren.

Als Suchmaschine kann ruhigen Gewissens etwas anderes als google.de verwendet werden, und damit meine ich nicht google.com. Konkurrenzprodukte bieten vergleichsweise gute Ergebnisse und verfolgen Sie weniger oder gar nicht nach. Auch das Smartphone muss nicht Google im Bauch haben, siehe Fairphone.

Falls Sie doch den Chrome Browser und Google Topics nutzen möchten, sobald verfügbar, haben Sie immerhin die Möglichkeit, Topics zu deaktivieren. Die Einwilligungsabfrage hat ja ausgedient. Das kommt wahrscheinlich daher, weil jeder diese auf Webseiten als „Cookie Popup“ bezeichnet, obwohl sie mit Cookies recht wenig zu tun hat.

Das Beitragsbild ganz oben wurde von einem Computer-Programm und ohne meine kreative Mitarbeit erzeugt. Verwendet wurde ein KI-Programm, was ähnlich zu Dall-E ist. Die Bilder dürfen auf Webseiten frei verwendet werden, mit der Bitte, eine Verlinkung auf diesen Blog zu setzen.
Wer schreibt hier?
Mein Name ist Klaus Meffert. Ich bin promovierter Informatiker und beschäftige mich seit über 30 Jahren professionell und praxisbezogen mit Informationstechnologie. In IT & Datenschutz bin ich auch als Sachverständiger tätig. Mir sind juristische Gegebenheiten nicht fremd. Meine Ergebnisse gewinne ich durch Betrachtung von Technik und Recht. Das scheint mir absolut notwendig, wenn es um digitalen Datenschutz geht. Über Ihre Unterstützung für meine Arbeit würde ich mich besonders freuen. Als Geschäftsführer der IT Logic GmbH berate ich Kunden und biete Webseiten-Checks an.
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